Jetzt Online October 1998
James Iha, 30, ist Gitarrist der Smashing Pumpkins und Gelegenheitsmodel. Gerade hat er ein Solo-Album aufgenommen. Es heißt "Let It Come Down" und klingt wie das Gegenteil der Smashing Pumpkins.

James, warum so schöne, ruhige Musik?
Weil mich der Krach nervt. Wenn ich von einem Konzert oder einer Tour nach Hause komme, dann kann ich mir nichts Schlimmeres vorstellen, als den Verstärker in meinem Schlafzimmer anzuwerfen und auf der elektrischen Gitarre zu spielen. Zu Hause mache ich nur ganz leise Musik. Und so sind die Songs entstanden: beim Ausspannen und Abschalten.

Ein Hit ist jedenfalls nicht dabei.
Wozu auch? Es gibt doch immer noch genug fürchterliche Alternative-Rock-Bands in den USA. Alle haben tonnenweise Hits, verkaufen Unmengen von Alben und liegen voll im Trend.

Redest du von den Smashing Pumpkins?
Willst du mich aufs Glatteis führen? Nein!

Aber was halten die anderen von deinen Solo-Plänen?
Die sind froh, weil wir so einen drohenden Konflikt abwenden konnten. Das neue Album der Pumpkins soll bald erschienen, und da wären meine Lieder arg aus dem Rahmen gefallen.

Wäre das ein Problem gewesen?
Für die Fans schon. Sie wollen eben Billys Stimme, seinen Stil hören. Sie würden auf die Barrikaden gehen, wenn ich plötzlich die Hälfte aller Songs schreiben würde. Ich kann einfach nicht mit Billy konkurrieren, solange wir uns auf demselben Terrain bewegen.

Stattdessen schreibst du jetzt nur noch Liebeslieder.
Stimmt, ich habe eine echte Schwäche für Liebeslieder - ich kann mir sogar so Sachen wie Boys II Men anhören.

Deine Liebesgeschichten sind allerdings trauriger.
Ich habe ja auch schon lange keine funktionierende Beziehung mehr gehabt.

Wie läuft eigentlich deine Model-Karriere?
Die ist etwas eingeschlafen. Ich habe das nur mal zu meinem eigenen Vergnügen gemacht, und weil ich mit der Designerin Anna Sui befreundet bin. Aber manche Dinge machen nur beim ersten Mal Spaß, und das Modeln gehört dazu.

Auch das Aufnehmen von Solo-Alben?
Nein, sobald ich Lust habe, mache ich wieder eins.
MARCEL ANDERS